Neustadt-Entstehung

Das Areal um das heutige Schwabehaus gehört zur ehemaligen Dessauer Neustadt. Der erste Eigentümer war Münzmeister und Kommerzienrat Christoph Pflug. Dieser bebaute den “Garten Nr. VIII” (Gelände zwischen der Stiftstraße und der Akenschen Straße, der heutigen Ferdinand-von-Schill-Straße). Im Jahre 1690 wurde an der westlichsten Stelle in Richtung Köthen des Gartens Nr. VIII ein Haus errichtet und als Gaststätte “Zum Goldenen Engel” ausgestattet. Der “Goldene Engel” erhielt das “Realprivileg”, d.h. das Schank- und Beherbergungsrecht mit Ausspann (Bewirtung mit einheimischem Bier). Drei Jahre später wurde der Gasthof von der Witwe Pflug für 1600 Taler an den fürstlichen Gärtner Franz Ludwig verkauft, der “den guten Ruf des Hauses wahrte”. Als dieser 1715 verstarb, verpachtete die Witwe den Gasthof. In der Folge verlor er an Bedeutung.

Johann August Herrmann erwarb 1736 für 350 Taler den heruntergekommenen Gasthof. Nach seinem Tode entzog der Fürst 1770 der Witwe Herrmann das Gasthofprivileg, “… weil sie Fremde ohne behördliche Genehmigung beherbergte und der Betrieb unordentlich geführt wird”. 1772 verstarb die Witwe Herrmann.

Das Haus in der St. Johannisstraße war baufällig und es fand sich dafür kein Käufer. Im Jahre 1776 erwarb der Landesfürst für 350 Taler selbst das Haus und ließ den „städtebaulichen Missstand“ abreißen. Das Grundstück „Neustadt, Garten Nr. VIII“ verpachtete er an den Orgelbaumeister Zuberbier als Lagerplatz. Nach 1820 wurde das Grundstück vom Landesherrn zur Bebauung ausgeschrieben. Den zahlreichen Bewerbern wurde die Frage gestellt: „Ist er in der Lage, an dieser Stelle ein Haus zu errichten, was der Stadt Dessau zur Ehre gereicht ?“ Diese hohen Ansprüche konnten viele Bewerber nicht erfüllen.

Anders der Baumeister Wilhelm Corthe. Sein Konzept „… Eckhaus in der St. Johannisstraße mit einer hölzernen Galerie im Innenhof“ stieß auf Wohlwollen. Er erhielt vom Fürsten das Grundstück geschenkt, bekam einen Baukostenzuschuß von 12% und für 100 Taler Ziegelsteine.

(Quelle: Dr. Franz Brückner: Häuserbuch der Stadt Dessau)