Mit der Entwicklung der Neustadt zum Ausgang des 17. Jahrhunderts und der Erlaubnis, eine protestantische Kirche zu bauen, festigte Dessau seine Stellung als Residenz und wichtiger Handelsplatz. Die Einrichtung einer Gastwirtschaft, des “Goldenen Engels”, markierte den Beginn der Bautätigkeit für die Neustadt und sollte jahrhundertelang namensgebend für das Quartier sein.
In der wechselvollen Geschichte durchlebte der Ort auch Phasen der Vernachlässigung und des Niedergangs. Ende des 18. Jahrhunderts wurden ein Vorgängerbau vom Schwabehaus und die benachbarten Häuser abgerissen, da sie inzwischen zum “städtebaulichen Schandfleck” geworden waren. Das heutige Schwabehaus wurde im Jahr 1826 erbaut. Der Zimmermeister Wilhelm Corte konnte damals den hohen Ansprüchen des Fürsten genügen und ein Haus im “altdeutschen Stil” (Fachwerk) mit einer hölzernen Galerie im Innenhof errichten.
Samuel Heinrich Schwabe erwarb 1829 das Haus und ließ auf dem Dachstuhl ein Observatorium für astronomische Beobachtungen errichten. Über seinen Tod hinaus blieb das Haus im Besitz der Familie. Im zweiten Weltkrieg nicht beschädigt und in Teilen als Gastwirtschaft betrieben, wurden die Ladenräume teilweise bis heute durchgehend genutzt. Die letzten Mieter der Wohnungen im Obergeschoß zogen aber 1978 aus.
Nach Jahren der Verwahrlosung (besonders Hof, Obergeschoß und Dach) drohte Mitte der 90er Jahre der Abriss. Der Erhalt und die Sanierung wurden zum Beispiel für bürgerschaftliche Mitbestimmung und Tatkraft. Heute ist das Ensemble um das Schwabehaus einer der wenigen erhaltenen Reste der historischen Neustadt und ein unverzichtbares Zeitdokument für die Stadtentwicklung in Dessau.