Nach der klaren Beschlusslage des Stadtrates zu Gunsten einer Erhaltung des Hauses, signalisierte auch die Baufirma (D&S) ihre Bereitschaft zum Verkauf. Der Preis lag mit 310.000 DM etwa 77.000 DM über dem, was die Firma bei Erwerb bezahlt hatte. Begründet wurde die Teuerung mit einer Wertsteigerung des Gebäudes. In der Tat hatte die Firma D&S (wohl ohne denkmalrechtliche Genehmigung) sieben Kunststofffenster und zwei Kunststofftüren eingebaut.
Da dieser Kaufpreis unangemessen hoch erschien, versuchten wir mit D&S eine Vereinbarung, dass sie die Sanierung des Hauses mit einer Sachspende in Höhe von mindestens 50.000 DM unterstützt, z.B. mit Material für die Dacheindeckung. Zu der Spende kam es dann letztlich nicht, da die Firma deren Gewährung mit einer positiven Stellungnahme der im Verein vertretenen Stadträte zu einem anderen Bauvorhaben der Firma verknüpfen wollte.
Das gemischte Finanzierungskonzept beinhaltet vor allem:
- Kredit, refinanziert durch Mieteinnahmen
- Sicherung der Gewerbemieten auch während der Bauzeit
- geförderte Beschäftigungsmaßnahmen (Vergabe-ABM)
- Eigenleistungen der Mitglieder
(Subbotniks, Verwaltung und Organisation, Sach- und Geldspenden) - Material- und Geldspenden
- zweckgebundene Direkt- und Kreditförderung diverser Institutionen
(Lotto-Toto Sachsen-Anhalt, Land Sachsen-Anhalt, Stadt Dessau)
Das Konzept wurde, verbunden mit Förderanträgen, an unterschiedliche Institutionen gesandt. Bereits Anfang Januar 1999 stellte das Arbeitsamt Dessau für das Projekt “Denkmalgerechte Sanierung des Schwabehauses” die Bewilligung einer Vergabe-ABM in Aussicht und erkannte damit das vorgelegte Konzept unserer bürgerschaftlichen Initiative an. Im Herbst 1999 erhielten wir eine Förderzusage von der Lotto-Toto Gesellschaft des Landes, im Sommer 2000 gab es eine Unterstützung aus Denkmalpflegemitteln des Landes Sachsen-Anhalt sowie eine finanzielle Förderung der Stadt Dessau. Die Tilgung der Kredite sowie die Rücklagen für notwendige Instandsetzungsmaßnahmen erfolgt aus den Vermietungseinnahmen im laufenden Betrieb. Von Anbeginn war es Bestandteil des Projektes, die Bewirtschaftung des Hauses unabhängig von öffentlichen Subventionen zu gestalten.
Außer den beiden schon vor der Sanierung im Haus befindlichen Gewerbeeinheiten im Erdgeschoss wurde im Seitenflügel der Eine-Welt-Laden eröffnet. Inzwischen hat sich die Nutzung zweier Einheiten zugunsten eines Restaurants und eines weiteren Vereins geändert. In den Räumen im Obergeschoss finden Vereine einen günstigen Wirkungsort. Darüber hinaus werden die Schwabestube, der Hof und das Observatorium für Veranstaltungen vermietet. Insgesamt hat die Sanierung des Hauses ohne Grundstückskosten 2,1 Mio. DM gekostet. Etwa 25% aller Kosten sind durch den Verein getragen worden, 75% der Kosten konnten als Zuschüsse akquiriert werden. Die Gesamtfinanzierung des Projektes bestand aus elf einzelnen Finanzierungsbausteinen mit den damit zusammenhängenden Förderrichtlinien, Anträgen, Verwendungsnachweisen.
Die Einwerbung der Fördermittel sowie deren ordnungsgemäße Abrechnung wurden vom Verein in ehrenamtlicher Arbeit geleistet. Die Mitglieder des Schwabehaus e.V. sind heute Eigentümer des Gebäudes und haben durch Eigeninitiative und Tatkraft ein Kleinod der Stadtbaugeschichte erhalten. Sie haben damit den Nachweis erbracht, dass bürgerschaftliches Engagement positiv wirken kann, wo konventionelle Investorenplanungen an ihre Grenzen stoßen.
Vom 28. Juni 1999 bis 4. November 2000 erfolgte die Sanierung durch eine Vergabe-AB-Maßnahme. Die Mitglieder und Freunde des Schwabehaus e.V. haben in zahlreichen Arbeitseinsätzen insbesondere die malermäßigen Ausgestaltung und die Aufarbeitung der historischen Holzbauteile sowie die Einrichtung und Ausgestaltung der eigenen Räume im Inneren des Gebäudes übernommen.